Das Laternenmädchen

„Ich geh mit meiner Laterne……….“

Es war einmal ein Mädchen, das trug sein helles Laternchen durch die Straßen und freute sich daran.

Da kam der Wind mit Saus und Braus, es blies der Wind das Lichtlein aus.

„Ach“ rief das Mädchen, „wer zündet mir meine Laterne wieder an ?“ Aber wie es sich umschaute, da war niemand.

Was raschelt im Laub, was trappelt im Gras. Was huschelt so schnell ? Ein stachliger Gesell.

„Ach lieber Igel“ rief das Mädchen, „der Wind hat mein Licht ausgeblasen, wer zündet mir meine Laterne wieder an?“

„Kanns dir nicht sagen, musst andere fragen. Kann nicht verweilen, muss heim zu meinen Kindern eilen“.

Das Mädchen wandert weiter, ein Bär kommt.

Was brummelt daher ? `s ist Petz der Bär !

„Ach lieber Bär, der Wind hat meine Laterne ausgeblasen, weißt du nicht, wer sie mir wieder anzünden kann ?“

Es wiegt der Bär den dicken Kopf, den Zottelschopf.

„Kanns dir nicht sagen, musst andere fragen. Bin müde nun, muss schlafen und ruhn, brumm, brumm !“

Was raschelt so leise, was schleicht durch das Gras ?

Ein schlau, listig Füchslein, hebt schnuppernd die Nas

Und spricht zu dem Mädchen: „Was treibst du im Wald ? Geh flink du nach Haus, will schleichen und lauern, du verjagst mir die Maus.“

Da setzte sich das Mädchen auf einen Stein und weinte. „Will mir denn niemand helfen ?“ Das hörten die Sterne und sprachen: Mutter Sonne musst du fragen, Sonnenmutter kanns dir sagen.“

Da fasste das Mädchen neuen Mut und ging weiter. Endlich kam es an ein Häuschen, drinnen saß eine alte Frau und ließ ihr Spinnrad surren. Das Mädchen machte die Tür auf und fragte: „Weißt du nicht den Weg zur Sonne,

willst du nicht mit mir gehen?“

Ich muss fleißig drehn das Rädchen, spinnen, spinnen feines Fädchen. Aber ruhe dich ein wenig aus bei mir, du hast noch einen weiten Weg zu gehen“.

Das Mädchen trat ein und setzte sich. Als es sich ausgeruht hatte, nahm es seine Laterne und ging weiter.

Und wieder kam es an ein Häuschen, der alte Schuster saß darin und hämmerte an seinen Schuhen. „Guten Tag, lieber Schuster, weißt du nicht den Weg zur Sonne, willst du nicht mit mir gehen ?“ – „Ach nein“ sprach der Schuster, „ich muss noch viele Schuhe flicken. Aber ruh dich ein wenig aus bei mir, du hast noch einen weiten Weg zu gehen.“

Als das Mädchen sich ausgeruht hatte, nahm es wieder seine Laterne und ging weiter. Endlich sah es in der Ferne einen hohen Berg. Da droben wird die Sonne wohnen, dachte es bei sich und lief so schnell wie ein Rehlein. Ein kleines Kind kam ihm entgegen, das spielte mit einem Ball.

„Komm mit mir“ rief das Mädchen, „wir gehen zur Sonnenmutter“. Aber das Mädchen wollte lieber spielen und hüpfte mit seinem Ball über die Wiese hin.

Da ging das Mädchen allein seinen Weg fort, stieg und stieg immer höher den Berg hinauf. Aber auch da droben fand es die Sonne nicht. Hier will ich warten, bis die Sonne kommt, dachte das Mädchen und setzte sich auf die Erde nieder. Und weil es so müde war vom langen Weg, fielen ihm die Augen zu und es schlief ein.

Aber die Sonne hatte das Kind schon lange gesehen. Und als der Abend kam, neigte sie sich herab und zündete das Laternchen an.

Da erwachte das Mädchen. „Oh, mein Laternchen leuchtet wieder“ rief es, sprang auf seine Füße und machte sich fröhlich auf den Weg.

Da begegnete es wieder dem Kind: „Ich habe meinen Ball verloren und kann ihn nirgends finden.“ – „Ich leuchte dir“ sprach das Mädchen. „Da liegt er“ rief das Kind und hüpfte singend von dannen. Das Mädchen aber lief weiter ins Tal hinunter, bis es zum Haus des Schusters kam. „Mein Feuer ist ausgegangen. Nun sind meine Hände erstarrt vor Kälte und ich kann die Schuhe nicht mehr flicken“. – „Ich will dein Feuer wieder anzünden“ sprach das Mädchen. Da wärmte sich der Schuster seine Hände und konnte wieder fleißig hämmern und nähen.

Das Mädchen ging langsam weiter durch den Wald. Es kam zu der Hütte der alten Frau. In ihrem Stübchen war es dunkel. „Mein Licht ist ausgegangen“ sprach die Alte. „Nun kann ich schon lange nicht mehr spinnen“. – „Ich zünde dir ein neues an, sprach freudig das Mädchen. Da griff die alte Frau wieder zum Spinnrad, fleißig drehte sich das Rädchen, spann und spann ein feines Fädchen.

So kam das Mädchen endlich aufs freie Feld, und alle Tiere erwachten von dem hellen Schein.

Das Füchslein schnupperte und blinzelte ins Licht, Petz der Bär brummelte und brummelte, er drückte sich nur tiefer in seine Winterhöhle. Der Igel trabbelte neugierig heran: „Was ist denn das für ein großes Glühwürmchen ?“

Das Mädchen kehrte nun fröhlich heim und sang sein Lied:

„Ich geh mit meiner Laterne……..“