Partizipation in der Praxis

Partizipation (Teilhabe) im

Waldorfkindergarten Wessingen

Schaut man sich den Tagesablauf bei uns im Kindergarten an, kommt einem schon der Gedanke: Das ist alles so strukturiert, wo finden die Kinder da Möglichkeiten sich einzubringen und eigene Entscheidungen zu treffen. Um diese Gelegenheiten wahr zu nehmen muss man etwas genauer hin schauen. Es sind ja oft die kleinen Dinge die so wichtig sind! Bei den größeren Entscheidungen brauchen die Kinder auch unbedingt Führung durch die Erwachsenen. Müssen sie zu viel selbst entscheiden, führt das eher zu Verunsicherung und Überforderung. Die Kindergartenkinder können die Auswirkungen ihrer Entscheidungen noch nicht vollständig überblicken und benötigen daher unbedingt Hilfe. Es schafft Sicherheit wenn die Erwachsenen klar sagen können was jetzt an der Reihe ist. Schon die Frage: „Willst du heute in den Kindergarten oder lieber zu hause bleiben?“ kann für manche Kinder schon eine Überforderung sein. Da muss der Erwachsene gut hinschauen, wach sein und diese Entscheidung dann für das Kind treffen. Fühlt sich das Kind gut wahrgenommen und dort abgeholt wo es steht, wird es diese Entscheidung gerne annehmen. Gerade für Kinder die immer Sorge haben etwas zu verpassen, wenn sie nicht in den Kindergarten gehen, ist es wichtig im Krankheitsfall oder nach einer schlechten Nacht, für das Kind die Entscheidung zu treffen: „Nein heute gehst du nicht in den Kindergarten, sondern ruhst dich zuhause gut aus, dann kannst du morgen wieder gehen.“ So können die Kinder auch gleich lernen, wenn ich müde und erschöpft bin und eine Pause brauche, darf ich diese auch haben.

Im Kindergarten sind es die kleinen Dinge welche die Kinder für sich selbst entscheiden dürfen. Es fängt am morgen an. Wo möchte ich heute spielen und mit wem? Gehe ich lieber in die Küche oder an den Basteltisch? Das dürfen die Kinder selbst entscheiden, dabei machen sie auch gleich die Erfahrung, nicht alles was ich machen möchte ist auch Möglich. Manchmal mag ein Kind nicht mitspielen, oder der Kaufmann ist schon besetzt. Am Basteltisch ist heute nichts dabei worauf ich Lust habe und in der Küche ist schon alles fertig.

Ist ein Kind sehr unschlüssig und findet über einen längeren Zeitraum nichts, kann es sehr helfen wenn die Erwachsenen verschiedene Vorschläge machen. Die Sternenkinder brauchen aber auch die Möglichkeit sich langweilen zu dürfen und dann aus diese Langeweile heraus selbständig etwas neues zu entwickeln.

Das freie Spiel ist uns hier am aller wichtigsten! Im freien Spiel lernen die Kinder am allermeisten und entwickeln alle Fähigkeiten welche sie in ihrem Leben brauchen. Das freie Spiel wird von uns möglichst nicht unterbrochen und gestört, es hat aber seinen natürlichen Grenzen die der Raum oder eben die Gruppe und deren Bedürfnisse vorgibt.

Beim Toilettengang dürfen die Kinder auch selbst entscheiden gehe ich vor oder nach dem Essen auf die Toilette oder muss ich gar nicht? Dies betrifft natürlich eher die größeren Kinder die Kleinen bekommen einen engeren Rahmen damit das mit dem Trocken werden dann auch klappt.

Die nächste Möglichkeit findet im Flur statt. Dort heißt es: „ In dein kleines Schüsselein, leg ich dir einen (Apfel, Rosine, Mandel) hinein“ Macht das Kind mit den Händen ein Schüsselchen, bekommt es etwas hinein, möchte es nicht, werden die Hände flach auf die Beine gelegt.

Hier im Flur gibt es für die Kinder auch immer die Möglichkeit von sich und seinen Erlebnissen zu berichten. Es gibt Kinder die immer viel zu erzählen haben andere eher weniger. Niemand muss, aber die Erwachsenen achten darauf das jeder der möchte auch darf. So werden die Kinder von allen aus der Gruppe wahrgenommen.

Beim gemeinsamen Frühstück gibt es auch immer Wahlmöglichkeiten möchte ich Karotten oder lieber Äpfel, vielleicht auch eine Gurke oder Kresse aufs Brot? Möchte ich Rosinen und Nüsse ins Müsli oder lieber nichts davon.

In der zweiten Freispielzeit im Garten gibt es auch wieder viele Möglichkeiten zu wählen, was möchte ich tun und wo möchte ich tätig werden. Klettern, spielen im Sand oder im Weidenhäuschen. Helfe ich bei der Gartenarbeit oder beim Gießen.

Dies sind alles Dinge aus der Praxis,damit Sie sehen können wir setzen Partizipation auch um und es steht nicht nur auf dem Papier

Natürlich ist dies nur ein Auszug aus den vielen Möglichkeiten die sich uns so im Alltag bieten und wir versuchen immer die Bedürfnisse und Wünsche der Kinder wahrzunehmen (auch wenn diese nicht immer erfüllt werden können)